zwischen hüben und drüben

Als Österreich und Ungarn nicht mehr eins waren.

 

Nach dem Zusammenbruch der Österreich – Ungarischen Monarchie gab es extreme Nöte. Ungarn war die Kornkammer Österreichs und
mit der Trennung gab es nichts zu essen im Grenzgebiet.
60-70% von Fleisch und Getreide kam aus Ungarn und plötzlich fiel das alles weg.
Eine beliebte Tauschware in Ungarn waren Stoffe, Zwirn, Feuerzeuge uä.
Bei uns wurden Fleisch, Eier und Schmalz gebraucht.

In Ungarn gab es Essen, in Niederösterreich gab es Hunger. Aber der Überlebenstrieb macht erfinderisch. Man begann zu tauschen und das mit Schmuggel.

Die Brucker sind mit drei Schichten Kleidung über die Grenze. Dort wurde ein Teil des Gewandes gegen Forint verkauft und mit Forint konnte man dann Nahrung für den täglichen Bedarf einkaufen. Es konnte schon vorkommen, daß Kinder über Nacht Schuhe in Größe 42 getragen haben, in denen kleiner Schühchen steckten. Oder Männer nach ein paar Stunden in Ungarn plötzlich erschlankt nach Hause kamen.

Der Erzählung nach wurde auch einmal eine Frau aufgegriffen, die einen stattlichen Butterziegel schmuggeln wollte. Sie wurde erwischt! Trotz Weinen und Flehen ließen sich die Zöllner nicht erweichen. Dummerweise hatten die Herren den Butterziegel auf einen Sessel gelegt. Da hat die Verzweifelte in ihrer Not elegant den Rock gehoben und sich auf die Butter gesetzt. „So, jetzt hab ich die Butter gestempelt!“ Die Zöllner waren schockiert und die Bruckerin hat das ausgenützt, die Butter geschnappt und ist damit weggelaufen.

 

Frauen waren eher die kreativen Schmugglerinnen. Eine ging mit dem Kinderwagen über die Grenze, in dem eine große Puppe gelegen hat. Die Grenzer waren zwar misstrauisch, nahmen ihr aber die Erklärung ab, sie bringe Kindern ihren Verwandten eine Puppe. Beim Weg zurück nach Österreich lag statt der Puppe ein besoffenes Ferkel im Kinderwagen. Es schief tief und fest und konnte so unbemerkt über die Grenze gebracht werden.

Männer haben hauptsächlich die Leitha zum „Warentransport“ genutzt. Bestimmte Stellen waren geschützt und man transportierte von Zöllnern unbeobachtet die heiße Ware in Booten hinüber und herüber. Wichtig waren natürlich besonders gute Versteckplätze.

Professioneller wurde von den Mitarbeitern der Bahn geschmuggelt. In Bruck – Neudorf  war ein großer Rangierbahnhof und zweimal in der Woche fuhr der Zug nach Wulkaprodersdorf – damals noch Ungarn. Die Österreicher waren als Zugbegleiter dabei. Man hat in Wulkaprodersdorf beim Wirten übernachtet bevor es wieder retour ging. Die Zeit hat man genutzt um an Hühner und Gänse zu kommen. Damals fuhr man noch mit Dampfloks und die brauchten einen Kohlentender. Die Herren von der Bahn hatten sich Kisten mit Löchern gebastelt, in die kamen die Tiere. Die hatte man zuvor mit in Wein getränkten Semmeln gefüttert. Die Kiste wurde unter den Kohlen versteckt. Man erzählt sich im Bezirk:“ Wären wir nicht mit dem Zug nach Wulkaprodersdorf gefahren – wir hätten die ganze Woche nichts zu essen gehabt.“

Die Bahn als Lebensretter.

 

 

 

 

 

Einige Übermütige gab es natürlich auch. Ein Viehhändler hat mit einem ungarischen Kommissar um eine Flasche Schampus gewettet: „ Ich wette mit Dir, daß ich eine Menge Vieh schmuggeln kann!“
Der Kommissar war wohl auch ein spaßiger und hat die Wette angenommen.
Nach einer Woche kam der Viehhändler und hat seinen Champagner eingefordert. „Wir können schon trinken! Ich hab vor Deinen Augen 20 Schafböcke geschmuggelt!“ Der Kommissar meinte darauf gelassen, das zähle nicht, da kastrierte Böcke ganz legal über die Grenze gebracht werden dürfen.
Da hat der Viehhändler gelassen 20 fleischfarbene Teebeutel aus der Tasche gezogen. Die hatte er den Böcken über den …. gezogen.

Es gibt sicher noch einige Schmuggelgeschichte dieser erfindungsreichen Menschen. Sobald wir wieder etwas hören, schreiben wir weiter.

 

 

Quelle: Brigitta Trsek nach einem Gespräch mit Alois Taferner sen.
Fotos: Pixabay
Ein Beitrag gefördert vom Land Burgenland

 

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