Die Feldhüter der königlichen Freystadt Ruszt

 

„Outdoor Kaufhaus Detektiv“

 

Dass jeder sein Eigentum schützen muss, wurde uns bereits von unseren Vorfahren überliefert. Fällt diese Aufgabe gegenwärtig den staatlichen Organen zu, so taten dies in den vergangenen Jahrhunderten in der Freistadt Rust vom Magistrat eingesetzte Feldhüter. Ihre Aufgabe bestand zum einen darin, Weingärten vor dem Einfall der Stare – die auch gegenwärtig noch großen Schaden anrichten – zu schützen, zum anderen hatten sie den Diebstahl von Weintrauben sowie weiterer Feldfrüchte wie etwa Nüsse, Pfirsiche oder Gemüse zu verhindern. Da sie für jedermann erkennbar sein mussten, bekamen sie eine Krokade, die an der Kleidung sichtbar zu tragen war.

Feldhüter mussten einen guten Leumund vorweisen, galten als vertrauenswürdig und genossen daher in diesem kleiden Städtchen eine besondere gesellschaftliche Stellung. Bevor sie jedoch eingestellt wurden, mussten sie angelobt werden und nachstehendes Gelübde ablegen:

Eides Form

Für die Feldhüter der k. Freystadt Ruszt –  Wörtliches Zitat:

„Ich NN schwöre bei den lebendigen Gott, der Allerseligten Jungfrau Maria und allen Heiligen Gottes, und gelobe meinem irdischen Monarchen Franz Joseph Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn Kroatien Slawonien und Dalmatien, meinem Allergnädigsten Herrn getreu und gehorsam zu sein, als bestellter Stadt und Feldpolizei Hüter, den meiner Obhut anvertrotten Stadt Hotter, und alles darauf befindliches, Äcker, Weingärten, Wälder, Wiesen, Rohrschläge, Gärten und Reine, samt allen darauf befindlichen Früchten und Gewächsen, Einpfankungen, Brunnen, Zäune und was immer Namen Habe und auf dem Felde befindliche Gegenstände getreu hüten, alle durch mich getroffene Schaden, sowie die Thäter derselben gewissenhaft allsogleich anzeugen, Niemanden Fälschlich anklagen, und über alles mir anvertraute getreu Rechnung geben; die mir zugebenden Obrigkeiten Aufträge, und Befehle genau Vollziehen, und meinem Dienste in jeder Beziehung pünktlich versehen wolle und werde, so wahr mir Gott Helfe.“

 

Anmerkung: Überlieferungen durch den Volksmund besagen, dass Feldhüter dem guten Ruster Wein nicht abgetan waren und vielfach schattige Plätze gerne für eine wohlverdiente Rast genützt haben. Dabei soll es vorgekommen sein, dass sie der edle Rebensaft manchmal zu einem längeren Mittagsschläfchen gezwungen hat. Diebstähle wurden auch nicht immer von „Langfingern“ verübt, zumal einzelne Feldhüter verarmt waren, „an der Quelle“ saßen und somit des Öfteren sich selbst oder ihre Familien mit frischem Obst und Gemüse versorgten.

Da sich der Einsatz von Flugzeugen zur Bekämpfung der Starenplage nicht bewährt hat und Drohnen oder Falken diese Tiere vor dem Einfall in die Weingärten ebenfalls nicht abhalten können, ist der Einsatz von Feldhütern zur Lesezeit auch heute noch unabdingbar. Ein gutes Glas Wein genießen sie ebenfalls noch gerne. Dies ist jedoch nur nach Dienstschluss möglich, weil sie nicht mehr zu Fuß, mit Pferd oder Fahrrad, sondern mit dem Auto unterwegs sind.

 

 

Quelle: Wolfgang Bachkönig; „Ruster Stradivari“, Kriemhilde Meyer – Eigenverlag, 2009
Fotos: (C) Bachkönig
Ein Beitrag gefördert vom Land Burgenland

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