Klebstoff und das Radl

Und schon ist das Rad weg….

 

 

„Die Russen konnten nicht alle Radfahren. Sie sind auf den schlechten Straßen dauernd gestürzt. Wir Kinder haben sie dann immer ausgelacht, was den Russen überhaupt nicht gefallen hat. Manche sind nur auf Felgen dahergekommen. Es lagen überall Räder umher die wir Kinder dann gestohlen und versteckt haben.

Ein Rad habe auch ich gestohlen, das hatte vorne einen schmalen Reifen und hinten einen sogenannten Ballonreifen. Mein Großvater, der Hofmeister Nail, war im ersten Weltkrieg. Von dort nahm er ein Rezept von einem Klebstoff mit, mit dem man Gummischläuche picken konnte. Der selbstgemachte Klebstoff hat aber nicht allzu zu lange gehalten. Trotzdem konnten wir dann wieder eine Zeit lang mit dem Rad fahren. Das Rad haben wir im aufgeschlichteten Bauholz versteckt.

Später sind dann die ungarischen Soldaten mit ihren Lastkraftwagen gekommen und haben alles mitgenommen, was die Russen nicht gestohlen haben. Die Ungarn waren beim Stehlen viel schlimmer als die Russen, die haben jeden Raum, jeden Stall, Stadl und Dachboden durchsucht. Auch das Bauholz haben die Ungarn auseinandergeklaubt und mein Rad gefunden und mitgenommen. Das, was die ungarischen Soldaten gemacht haben, dass erzählen sich die älteren Bildeiner, die das miterlebt haben, noch heute.“

Anmerkung: „Die Russen“ ist ein Sammelbegriff für alle Soldaten, die damals in Bildein waren.

 

Quelle : Erzählung von Franz Gombots sen.
Fotos: Pixabay
Dieser Beitrag ist gefördert vom Land Burgenland

 

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner