Wienergasse 1 Gasthaus „Zur Linde“

Wie man aus Liebe zum Besenstiel Wirt wird.

Wenn der Enkel übernachtig (= nicht ausgeschlafen) ist und der Opa was braucht, kann es schon einmal zu kleinen Reibereien kommen. Trotz Dienst beim Bundesheer hat Christof Kimmelmann jeden Abend im heimatlichen Gasthaus gerne mitgeholfen. Einmal waren die Energien bei Enkel und Opa aber sehr hoch – und dem Opa kam die Hand aus….in der war aber ein Besenstiel! Der Besenstiel hat diese Attacke als einziger nicht unbeschadet überstanden. Er musste geleimt werden. Was Opa und Enkel dann gemeinsam erledigt haben. So war alles wieder heil und zeigte die besondere Verbindung der Generationen. Und diese Verbindung gab Christof die Kraft, den Mut, die Motivation und die Liebe ein Haus wie dieses zu übernehmen.

5 Generation Liebe und Leidenschaft zur Tradition und zum Bewahren

Wer das Gasthaus „Zur Linde“ in Bruck/Leitha noch nie besucht hat, sollte seinen Guide Michelin verbrennen. Oder besser gesagt – wer den Guide liest, wird dieses Juwel NIE finden.  Begonnen hat es 1888.

Der erste Kimmelmann

Im Jahre 1888 wurde das ehemalige „Gasthaus Fischer“ von Johann Baptist Kimelmann erst gepachtet und 1909 gekauft. Es wurde über 5 Generationen weitergegeben bis es der jetzige Besitzer und Betreiber – Chrisof Kimmelmann von seinem Großvater, „Captain Ki“, übernommen hat.  * Über ihn erstellen wir einen eigenen Beitrag.

Der Christof Kimmelmann

ist im Lokal aufgewachsen. Einige Erlebnisse waren prägend und haben ihn veranlasst, als 5. Generation einzusteigen. Neben dem „Besenstiel“ Erlebnis gab es noch etwas Bewegendes: Der Großvater hatte immer seine Reitstiefel vor dem Lokal „geparkt“. In diese großen Stapfen ist der kleine Christof gerne gestiegen. Als ihm der Großvater dann einmal 2 Gläser in die Hand drückte und ihn aufforderte, zu servieren, ist er in den großen Stiefeln losmarschiert. Dies der Moment der ENTSCHEIDUNG. Die Liebe zum Beruf und zum Lokal war geboren, die Nachfolge gebucht.

Ein weiterer Beweggrund waren die Stammgäste. Damals war das Gasthaus Kimmelmann Treffpunkt aller Wirtschaftstreibenden und Lehrer in Bruck /Leitha. Am Stammtisch in der Stube oder im Garten kam man jeden Tag zusammen und machte gemeinsam Geschäfte. Man war in Verbindung und verbunden. Man hat miteinander die Stadt und die Bürger versorgt. Man kannte Bedürfnisse, Sorgen und Nöte. Dieses Gefühl, Teil einer großen Familie zu sein im Wirtshaus – das war eine weitere Motivation.

 

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Aber zuerst musste was gelernt werden. Und das macht man besser außer Haus.

Lehrjahre

Ausbildung in der Bundesgastgewerbeschule Neusiedl/See (heute Pannoneum). Nach 10 Jahre Chefbarkeeper der legendären „Franz Bar“ über mehrere Stationen wie St. Gilden zurück nach Hause.

Mit 1.1.2001 übernimmt Christoph Kimmelmann nicht nur eine lange Tradition des Gasthauses.

Der Chef

Sein Motto: Tradition und mit Herz und Liebe sein persönliches Baby betreuen.

Ob er wohl geahnt hat, was wirklich auf ihn zukommt? Neben der Gastwirtschaft, gab es da ja auch noch ein paar Kleinigkeiten zu übernehmen…..ein historisches Gebäude. Mit läppischen 5000m². *Auch dazu gibt es eine eigene Folge.

Umtriebig, vielseitig interessiert, hat er es geschafft, fast alles im Lokal zu belassen, zu erhalten und zu bewahren wie es seit Jahrzehnten war. Die vielen Hobbys wie Reiten, seine Hunde, spazieren in der Natur, Schlagzeug spielen – auf das wurde oft verzichtet.

Mit viel Leidenschaft und Einsatz gelingt es Christof Kimmelmann das ganze Anwesen und das Ambiente der Wirtschaft zu bewahren.

Wer durch die Räume geht, hat das unendliche Glück ein Stück ECHTE, lebendige Zeitgeschichte zu sehen:

 

 

Manches aus der Wirtshaus Kultur ist heute verschwunden und konnte auch in der „Linde“ nicht bewahrt werden. Große Bälle, Veranstaltungen und Feste wie „Brom“ finden nicht mehr statt. Dafür wurde damals der ganze Innenhof überdacht, Tanzböden ausgelegt, es gab eine Bühne und die Band spielte für 2000 Leute. Die Damen kamen im Abendkleid, die Herren in festlicher Garderobe.

Größere und kleinere Tanzfeste waren noch Teil des Gesellschaftslebens. Diese sind aber gänzlich ausgestorben.

ABER: Einiges Geselliges bleibt!

Früher war die Gastwirtschaft das heutige Facebook. Man ging hin, um sich auszutauschen, gesellig beisammen zu sitzen, ein Hobby zu pflegen, Neuigkeiten zu erfahren und zu diskutieren.

Im Gasthaus „zur Linde“ gibt es noch immer einiges davon.

Schachspieler Treff – jeden Samstag

Schnapsen am Sonntag – mit vielen jungen Teilnehmern!

Schießen in der alten Kegelbahn

Sollten Menschen einen Ort suchen, wo sie mitsammen ihre Sammelleidenschaft, ihren Spieltrieb ausüben können – melden Sie sich bei Christof Kimmelmann.  Z.B. um eine Tarockrunde zu gründen und so dieses alte österreichische Spiel zu bewahren.

Essen im Gasthaus zur Linde

Wie bei den Räumen, so hat sich auch die Küche viel Tradition bewahrt. Bodenständiges, Hausmannskost, ehrliches Essen.

Gutbürgerliche Hausmannskost mit Herz und Seele gekocht. UND: viele Rezepte sind aus längst vergangener Zeit und werden nach einem Kochbuch von Oma Kimmelmann aus 1945 nachgekocht.

Speisekarten, Öffnungszeiten und sonstige Infos findet man auf der Homepage.

Wir sind mehr für die Anekdoten zuständig.

Wo soll es hingehen?

Fragen Sie den Chef persönlich! Bei einem gemütlichen Besuch. Vielleicht können Sie sich die eine oder andere Sehenswürdigkeit des Hauses ansehen. Eine Anregung dazu finden Sie in unserem Beitrag.

Eine Geschichte geht zu Ende. Der Ki hat geschlossen. Die Umstände und die widrigen Zeiten 2020/2021 haben Christof Kimmelmann dazu gezwungen den Betrieb zu schließen. Schade um dieses Traditionshaus.

 

 

 

2004 beim Kauf

Quelle: Brigitta Trsek inspiriert von einem Interview mit Christoph Kimmelmann

Fotos: (C) Brigitta Trsek

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