in der Kirche

und über Franz Bauer

Der Landwirt und Gastwirt Johann Bauer (1837- 24.03.1907) aus Zillingtal brachte im Jahr 1860 das ehemalige Bürgerspital und spätere herrschaftliche esterházysche Wirtshaus käuflich an sich. Bereits 1902 übernahm sein Sohn Markus Bauer (17.04.1872- 04.07.1933) das Anwesen. Um den Wirren des Ersten Weltkrieges heil zu entkommen, hatte er still ein Gelübde abgelegt: Sei es ihm einmal möglich, so werde er aus Dankbarkeit eine Glocke anfertigen lassen, die seinen Namen tragen solle. Doch die Inflation nach 1918 machte dieses Vorhaben zunichte, sein Gelübde konnte Markus Bauer damit nicht erfüllen.

Da keines seiner Kinder die Gastwirtschaft übernehmen wollte, kaufte sein Bruder Matthias, der Landwirt war, das Anwesen für seinen Sohn Franz Bauer (09.03.1904-06.10.1962). Dieser übernahm 1928 die Gastwirtschaft und führte sie bis 1937 unter dem Namen „Zum lustigen Bauer“. Dann verpachtete er sie an den Gastwirt Hermann Trabichler und betrieb eine Landwirtschaft mit Schweinezucht, bis er 1944 eingezogen wurde. Nach dem Pächter Hermann Trabichler übernahm die Familie Bauer 1946 wieder das Haus und baute es aus.

Franz Bauer kam Ende 1944 nach einer Verletzung in ein Wehrmachts-Lazarett und schließlich in das Genesungslazarett nach Pottendorf, das im dortigen Schloss untergebracht war. Als sich Ende März 1945 die Rote Armee Österreich näherte, bekam Franz Bauer Heimaturlaub auf unbestimmte Zeit. Seine Gattin Paula, geborene Hischenhuber, nützte diese Gelegenheit sofort und holte ihren Mann mit einem Pferdegespann aus Pottendorf, bevor noch die Russen in Hornstein am 1.April 1945 eingezogen waren. Bauer, der einen schweren Gipsverband an beiden Füßen zu tragen hatte, war an das Bett gebunden.

Als sich aber die Verletzung zusehends besserte, befreite sich Bauer um die Maihälfte 1945 selbst von seinem Gips und stieg in die Landwirtschaft und in das Transportgewerbe ein. Als er auch das Gasthaus wieder übernommen hatte, beschloss er, das Gelübde seines Onkels zu erfüllen. Als Transportunternehmer und Besitzer des 1. LKWs in Hornstein nach dem Kriegsende fuhr Bauer geschäftlich öfters nach Wien, und kam so bei Buntmetalltransporten auch mit der Firma Pfundner in Geschäftsverbindung. Dieser Kontakt mit der Glockengießerei Pfundner sollte am Ende zur Herstellung einer Glocke führen. Die Firma Pfundner war bereit, nach der Zustellung von 450 kg Messing durch Franz Bauer, die Glocke zu gießen. Franz Bauer brachte das notwendige Messing auf und so stand im Jahre 1947 dem Glockenguss nichts mehr im Wege. Franz Bauer wollte selbst, als Heimkehrer, mit der Glocke seinen gefallenen Kameraden ein tönendes Denkmal setzen. So wurde die Heimkehrerglocke mit der Aufschrift Denen die nicht wiederkamen versehen, um sich beim Läuten der Glocke immer jener zu erinnern, die auf dem Felde der Ehre geblieben waren. Die Glockenweihe fand am Sonntag, dem 26. Juli 1947 statt, und seitdem läutet sie „denen, die nicht wiederkamen“.

Erst nach dem Tode Franz Bauers im Jahre 1962 wurde bekannt, wer der anonyme Spender der Heimkehrerglocke war.
Dem Gastwirt Franz Bauer ist es auch zu verdanken, dass das Hornsteiner Zügenglöckchen gerettet werden konnte. Als am 12. Februar 1942 die Hornsteiner Kirchenglocken abgeliefert werden mussten, um für Kriegszwecke eingeschmolzen zu werden, befand sich darunter auch das Zügenglöckchen aus 1535, das trotz mündlicher und schriftlicher Proteste der lokalen NS-Funktionäre nicht von der Ablieferung ausgenommen wurde.

Während seiner Geschäftstätigkeit mit der Glockengießerei Pfundner erfuhr Franz Bauer vom Wiener Glockenfriedhof. Hier lagen 550 Glocken, die während der NS-Zeit abgenommen worden waren und infolge des raschen Vormarsches der Roten Armee nicht mehr nach Hamburg abtransportiert werden konnten. Beim Besuch des Glockenfriedhofs, einem Lagerplatz der Firma Els im 20. Gemeindebezirk, Ecke Inn- und Engerthstraße,5 entdeckte Franz Bauer tatsächlich unter den vielen Glocken auch das Hornsteiner Zügenglöckchen, durfte es aber vorerst nicht mitnehmen.
Die neugegründete Zeitung der Besatzungsmächte „Neues Österreich“ berichtet auf der Titelseite der Ausgabe vom 27. Jänner 1946: Wie der Nachrichtendienst der TASS meldet, hat sich der Wiener Erzbischof Kardinal Innitzer an den Kommandanten der russischen Besatzungstruppen in Österreich, Marschall Konjew, mit der Bitte gewendet, die Rückführung von 600 Wiener Kirchenglocken, die seinerzeit von den Nationalsozialisten eingesammelt worden waren, zu ermöglichen. Die Glocken sollten für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen werden und waren bereits auf Eisenbahnwagen zum Abtransport nach Hamburg verladen. Durch das rasche Vordringen der Roten Armee wurde der Abtransport jedoch verhindert, die Kirchenglocken blieben in Wien und wurden so vor ihrer Vernichtung gerettet. Kardinal Innitzer wandte sich an Marschall Konjew persönlich mit der Bitte, die Glocken für ihre rechtmäßigen Eigentümer – zahlreiche Kirchen in Wien und Niederösterreich – freizugeben. Marschall Konjew gab daraufhin Befehl, die von den Nazi geraubten 600 Glocken, durchwegs wertvoller Bronzeguss, den kirchlichen Behörden auszufolgen.

Franz Bauer ergriff die Gelegenheit, ersuchte Ortspfarrer Géza Horváth, ihm die nötigen Unterlagen betreffend des Zügenglöckchens auszustellen, und wurde mit diesen im Erzbischöflichen Palais vorstellig. Ausschlaggebend für die Identität des Zügenglöckleins war die lateinische Aufschrift „Ave Maria gratia plena MDXXXV“. Franz Bauer selbst brachte die etwa 70 kg schwere Zinnglocke mit seinem LKW Ende April 1947 wieder nach Hornstein zurück, nachdem die Glocke volle 5 Jahre in Wien gelegen war.
Am Ostermontag, dem 7. April 1947, wurde die kleine Zinnglocke im Rahmen eines Festaktes vor der Pfarrkirche unter dem Missionskreuz wieder im Ort begrüßt, ganz Hornstein freute sich über den kleinen Heimkehrer aus den Wirren des Zweiten Weltkrieges. In einer Rezitation erzählte die kleine Glocke aus ihrer langen Geschichte, die sie in Hornstein erlebt hatte, vorgetragen von einem Mädchen und einem Buben. Und so läutet seit diesem 7. April 1947 das Zügenglöcklein wieder, wenn einer von uns von dieser Welt abberufen wird.

 

 

 

Erholung und Wohnen in der Natur
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Quelle: übermittelt von der Gemeinde Hornstein
Fotos: Gemeinde Hornstein; Pixabay
Dieser Beitrag ist gefördert vom Land Burgenland

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