Gasthaus mit Kino

Gasthaus

 

Dieser imposante Vierkanthof, der hier zu sehen ist, wurde Ende des 18. Jahrhunderts als Herrschaftswirtshaus eröffnet.

Der große Innenhof bot die Möglichkeit, rund 20 Pferde einzustellen. Somit war es in der damaligen Zeit eine beliebte Raststätte für Reisende. Einst vom Fürsten Esterházy gebaut, wurden hier von 1897 bis 1985 von der Familie Wimmer–Döltl eine Gaststätte sowie 18 Jahre lang ein Kino betrieben. Heute befinden sich in diesem Gebäude Wohneinheiten eingebettet in den historischen Vierkanthof.

 

Das Kino

Eröffnet wurde das Kino mit 283 Sitzplätzen am 10. Oktober 1954 mit dem Film „Geh´ mach dein Fensterl auf“ mit Gunther Philipp.
Der Kinosaal war zugleich Saal für Veranstaltungen und Hochzeiten. Die schwarzen Kinosessel waren auf Pfosten montiert und wurden damit vor jeder Veranstaltung mühevoll aus dem Saal getragen.
Das Kino spielte im Freizeitverhalten der Ortsbevölkerung eine zentrale Rolle. Es war eine willkommene Abwechslung vor allem in den Nachkriegsjahren. Die beliebten Heimatfilme führten die Besucher in eine heile verzauberte Welt. Es war auch Bewegung auf der Straße. Die einen kamen von der Vorstellung, und die anderen gingen gerade hin. Viele besuchten vor dem Filmstart und auch danach das Gasthaus. In den Anfangsjahren war das Kino immer bestens besucht und sehr oft ausverkauft. „Sissi“ und diverse Heimatfilme waren Kassenschlager.
Die Familie Wimmer–Döltl stellte die Infrastruktur zur Verfügung. Der Kinobetreiber, mit Apparaten und Leinwand, war Franz Kretschmer. Als Filmvorführer waren all die Jahre die Brüder Emmerich und Ernst Varga im Einsatz.

Sie erinnern sich:

„Da viele Filme erst ab 16 Jahren waren, wurde dies auch kontrolliert. Wir haben den jüngeren schon die Karten verkauft, aber ihnen auch erklärt, wenn die Gendarmen kommen, müsst ihr raus. Die Kontrolle wurde nicht immer, aber doch regelmäßig durchgeführt. Wir haben die Wochenschau abgespielt, Licht gemacht, und die Gendarmerie ist durchgegangen. Danach konnte der Film beginnen. Für so manche war er eben da schon zu Ende. Ausweis hatte keiner mit, aber die heimische Exekutive kannte ja alle.“

„So manche hatten die Karten für das ganze Jahr reserviert und hatten Woche für Woche die gleichen Sitzplätze. Da waren auch ganze Gruppen dabei.“
„In der Anfangszeit kostete eine Karte in der 1.-3. Reihe 6 Schilling, die teuerste 24 Schilling.“
„Durch die Fernseher sank die Besucherzahl drastisch. Wurden weniger als 25 Karten verkauft, startete der Film erst gar nicht. Das war nicht rentabel.“

1960 gab es um die hundert Kinobetriebe im Burgenland.
Das Aufkommen des Fernsehers bedeutete das Ende dieser Dorfkinos.

 

 

Quelle : ein Beitrag vom Kulturverein Schützen
Fotos : Kulturverein Schützen; Pixabay
Ein Beitrag gefördert vom Land Burgenland

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