Die Trägers

Ein Haus – eine Familie:Die Trägers

oder wie man 240 Jahre Familienbetrieb schafft.

November 1780: Johann Georg Träger eröffnet in dem aufstrebenden Handels- und Handwerksort Pinkafeld eine Bäckerei. Ob er wohl ahnte, welche Zeitreise dieser Betrieb erleben wird?

Er kam von Bayern in das Königreich Ungarn, da er hier als Protestant moderatere Bedingungen als in der Habsburgermonarchie auffand und einen Betrieb eröffnen durfte. Seine in der Region unbekannten Rezepturen erfreuten sich rasch großer Beliebtheit.

Ihm folgte sein Sohn Tobias nach, der in einer Zeit verheerender Brände und einfallender Räuberbanden lebte. Neben seiner Tätigkeit als Bäckermeister hatte er von 1837 bis 1839 auch das Amt des Marktrichters in Pinkafeld inne (vergleichbar mit dem heutigen Bürgermeisteramt). Besonders interessant sind die erhaltenen Hausbücher von Tobias, die einen Einblick in die damalige Form der Buchhaltung ermöglichen.

Trotz vieler harter Schicksalsschläge erlebte der Betrieb unter der Führung von Tobias jun. eine wirtschaftliche Hochblüte, die im Jahr 1848 durch die Aufstockung des Stammhauses aus dem späten 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt fand. Dies war sicherlich auch der Geschäftstüchtigkeit seiner zweiten Frau Maria zuzuschreiben. Immer schon fortschrittlich, war die Bäckerei 1903 einer der ersten Betriebe, die elektrifiziert wurden.

Nachdem Tobias Träger jun und seine Frau Maria den Betrieb sehr erfolgreich geführt hatten, konnte es sich ihr Sohn Oskar Theodor als Nachfolger vorerst leisten, seinen Leidenschaften zu frönen. Er verpachtete den Betrieb und – dank des großen Vermögens aus dem Erbe – widmete sich seinen Erfindungen. Nun, wie oft im Leben, kommt nach einem Hoch einmal ein tiefer Fall. Auch die Bäckerei wurde von der Wirtschaftskrise der späten 20er Jahre getroffen. Oskar Theodor musste den Betrieb ab den 1930er Jahren wieder selbst führen, um sich und seine Familie über die Runden zu bringen.

Hans, sein Sohn, übernahm daher ein sehr belastetes Erbe. Auf ihm ruhte die Hoffnung auf Verbesserung der wirtschaftlichen Lage und somit dem Erhalt des Betriebs. Er war gelernter Zuckerbäcker und sollte das Angebot um die süßen Köstlichkeiten erweitern. Noch heute erhaltene Rezepte und Tortengestaltungen sind historisches Backwissen.

Aus den großen Plänen wurde nichts. Hans zog sehr jung in den Ersten Weltkrieg und fiel mit nicht einmal 23 Jahren. Durch Hans` frühen Tod musste Arwed Paul, das jüngste Kind von Oskar, die Nachfolge im Betrieb antreten. Sprachen und Geschichte waren seine eigentlichen Freuden, Buchhaltung und akribisches Haushalten seine Stärken. Wie schon sein Bruder Hans, sah auch er die Zukunft im Zuckerbäckerhandwerk. Gemeinsam Paul Supper gründete er im Jahre 1932 eine Konditorei in Pinkafeld. Mit ihrem Wissen und Können gelang es beiden, neue Maßstäbe in der feinen Handwerkskunst für den Pinkafelder Bereich zu setzen. In Margarete fand Arwed eine Ehefrau, die bis zu ihrem Lebensende überzeugt für den Betrieb einstand.

Und wieder wurde ein Aufschwung durch einen Krieg unterbrochen. Sowohl Träger als auch Supper wurden eingezogen und nur Arwed kehrte zurück.

Ab 1948 ging es mit dem Betrieb schließlich stetig bergauf. Zahlreiche Unternehmen siedelten sich in Pinkafeld an, das Geschäft florierte. Die Trägers konnten Umbauen realisieren und Innovationen, wie einen Etagen-Backofen und eine Espressomaschine ankaufen.

Reinhard Oskar Georg, der viele neue Rezepturen aus seiner Lehrzeit in Deutschland mitbrachte, konzentrierte sich gemeinsam mit seiner Frau Christine ganz auf die Konditorei und schloss die Bäckerei im Jahre 1971. Durch das Nachlassen des Industriezweiges in Pinkafeld und die Umstellung auf eine Schulstadt, war dies eine richtige Entscheidung.

Und wie geht es weiter?

Am 1. November 2020 feierte der Betrieb unter Reinhards und Christines Führung das 240-jährige Jubiläum. Ein guter Zeitpunkt, um sich auf die Übernahme einer neuen Generation vorzubereiten. So zeichnen nun seit Jänner 2022 Veronika und Wolfgang Träger gemeinsam mit Sarah Wagner, der Lebensgefährtin von Wolfgang, für die Geschicke des Familienbetriebs verantwortlich.

Das Rezept für das Gelingen einer so langen Tradition?

Disziplin

Wille

Leidenschaft

Durchhaltevermögen

Vertrauen

Mut

Innovation

Zusammenhalt und eine große Portion Liebe

Mehr Informationen und köstliche Rezepte finden Sie in dem Buch

„Trägers Backgeschichte“ Anekdoten und Rezepte aus 240 Jahren Familiengeschichte

, Quelle : Brigitta Trsek, inspiriert von einem Beitrag aus dem Buch “ Trägers Backgeschichte“ und einem Gespräch mit Reinhard Träger; Input von Veronika Träger
Fotos : (C) Brigitta Trsek, Sarah Braun, Hannes Hagenauer
Ein Beitrag gefördert vom Land Burgenland

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner