Im Ort

Meine jüdischen Nachbarn

von Anna Waldsich (+)

Die Juden, die in Pama lebten, haben die Festtage nicht so gehalten und Schweinefleische gegessen. Oster feierten sie ein paar Tage nach uns. Da haben sie ein Brot gegessen, das Mazzas hieß und wir haben immer ein Stück von dem Brot bekommen. Es hat sehr gut geschmeckt.
Weihnachten haben sie so gefeiert wie wir, nur dass sie sich beschenken konnten und wir nicht. In der Nähe von uns wohnte Frau Hauser mit ihrer Nichte Barbara. Sie habe sich durch nichts von uns unterschieden. Es waren sehr schlechte Zeiten und manchmal hat Frau Hauser gesagt, dass ich nicht für meinen Buben kochen brauche. Die Juden, die in Pama waren, wurden von Leuten verraten, mit denen sie immer gut waren.
Die Juden wurden in ein Haus getrieben und jeder Bewohner, der dort hinging zu schauen, bekam einen Stern auf den Rücken. Ich bin trotzdem hin und habe Frau Hauser Brot und Schmalz gebracht. Die Warnungen meines Schwiegervaters schlug ich in den Wind.
Die Nichte Barbara hat mich 1970 und 1981 besucht. Sie konnte in Budapest in letzter Minute fliehen und lebte jetzt in Buenos Aires.

 

 

Quelle : Chronik von Pama “ 1945- 1955″
Fotos : Pixabay; Brigitta Trsek
Ein Beitrag gefördert vom Land Burgenland

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