7423 PINKAFELD – Stadtmuseum
Heutiges Stadtmuseum – Geschichte des Hauses
Rindsmaulsches Gutshaus
Der Freihof wurde zu Beginn des 17. Jhs. unter ERNREICH RIDSCHEIT AM SCHILEITEN erbaut. Somit ist dieses Gebäude das älteste, noch erhaltene Bauwerk Pinkafelds.
1629 ging der Freihof in den Besitz des FREIHERRN GEORG ALBERT VON RINDSMAUL über, der damals mit seiner Gattin KATHARINA nach Pinkafeld gekommen war, den Freihof bezog und erweiterte.
Die Familie RINDSMAUL stammt aus Tirol, von wo sie in die Steiermark übersiedelt ist und u. a. die Herrschaft Pernegg (in der Nähe von Schäffernsteg, nördlich von Pinkafeld) erworben hat. Von hier wurde die Familie während der Gegenreformation wegen ihres protestantischen Glaubens vertrieben und siedelte sich in Pinkafeld an, das damals zu Ungarn gehört hat. Die Ungarn waren nämlich den Protestanten gegenüber toleranter als die katholischen Habsburger.
GEORG ALBERT VON RINDSMAUL verstarb 1654 und ist mit seiner Gattin (1649 verst.) in der röm. kath. Pfarrkirche in Hannersdorf begraben. (Die beiden Grabsteine sind in der Kirche angebracht).
Altes Rathaus und Landgericht
Im Jahr 1728 kaufte die Gemeinde Pinkafeld das Rindsmaulsche Gutshaus, um es als Rathaus und Landgericht des privilegierten Marktes Pinkafeld zu verwenden. Das Landgericht umfasste den Markt Pinkafeld, Sinnersdorf und später auch die Weiler Unter- und Oberwaldbauern. 1830 wurde hier das letzte Gerichtsurteil gefällt. Die Pinkafelder Gerichtsbarkeit ging nach 1848 verloren. Als Rathaus diente das Gebäude noch bis zum Jahr 1954.
Von 1954 bis 1976 wurde das Freihaus von mehreren Familien als Wohnung benutzt.
Von 1976 bis 1988 war hier der Städtische Kindergarten unterbracht. Des Weiteren wurden damals Räume für die Musikschule und als Proberaum für den Gesangsverein genutzt. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre wird das Gebäude einer Gesamtrenovierung unterzogen.
Seit 1989 befindet sich in diesem Gebäude das Stadtmuseum Pinkafeld mit dem Garnisons-, Feuerwehr-, Tuchmacher- und Kirchenmuseum.
Zur Geschichte des Prangers
Im Jahre 1804 wird vor dem Gebäude der Pranger aufgestellt, der sich bis zu diesem Zeitpunkt vor dem herrschaftlichen Wirtshaus auf dem Platzl (Hauptplatz, Gasthaus Eder) befunden hatte. Die Prangersäule stammt aus dem 17. Jh..
Der Pranger besteht aus einem vierkantigen Steinpfeiler auf einem Sockel, an dessen Vorderseite Doppelhandschellen und seitlich ein Kettenstück mit einer Kugel angebracht sind. Weiters gibt es an der Vorderseite eine Ausnehmung mit einem Loch, das zum Einsetzen eines sogenannten Gerichtsarmes diente. Dieser hölzerne bemalte Arm mit Schwert galt als Sinnbild der verliehenen „Jus gladii“. Dem Markt war bereits im Jahr 1397 vom Grundherrn der Herrschaft Bernstein, Nikolaus de Kanizsay, die Blutgerichtsbarkeit übertragen worden. Dieser Gerichtsarm wurde früher nur während der Zeiten der Gerichtsverhandlungen angebracht. Heute ist eine Nachbildung fix am Pranger montiert. Das Original des Gerichtsarmes befindet sich heute im Burgenländischen Landesmuseum in Eisenstadt. Auf der Deckplatte steht eine steinerne Urne mit der Jahreszahl 1804.
Über dem Pranger ist eine Tafel angebracht, deren Inschrift ein Chronogramm darstellt:
IVS HIC DICITVR CIVIBVS EXTERISVE CVNCTIS CONSIL IIS VIISQVE STVDETVR RECTIS
Die größer geschriebenen römischen Zahlen ergeben die Jahreszahl 1824. Eine freie Übersetzung dieses Chronogrammes lautet: „Hier wird Recht gesprochen, den Bürgern und allen Auswärtigen und man strebt nach unparteiischen Verhandlungen und Verfahren!“
Stadt-, Tuchmacher- und Feuerwehrmuseum Pinkafeld
Seit 1989 befindet sich das neu eingerichtete und erweiterte Stadtmuseum im renovierten ehemaligen „Rindsmaulschen Gutshaus“, dem sogenannten „Alten Rathaus“.
Das eigentliche Stadtmuseum ist der älteste Teil des Museums, der aus dem Pinkafelder Heimathaus, das bereits im Jahr 1924 von Josef Karl Homma begründet wurde, hervorgegangen ist. Hier werden Fossilien aus dem Raum Pinkafeld sowie archäologische Funde von der Jungsteinzeit bis zur Römerzeit ausgestellt. Einen Schwerpunkt bildet die Darstellung der La-Tene-zeitlichen Eisenverhüttungsanlage am Lamplfeld. Weiters sind Urkunden und Objekte zu den Privilegien und Gerichtsbarkeit von Pinkafeld ausgestellt.
Zum Stadtmuseum gehören die Abteilungen Kirchen-, und Garnisonsgeschichte.
Im Kirchenmuseum, einer einzigartigen Einrichtung in einem burgenländischen Museum, sind Exponate der katholischen und evangelischen Pfarren von Pinkafeld in einem Ausstellungsraum zu besichtigen. Dieser Raum wurde im Jahr 2005 vom Pinkafelder Künstler Andreas Lehner neugestaltet.
Den Mittelpunkt dieser Sammlung bildet die Pinkafelder Krippe mit 51 holzgeschnitzten Figuren, einer kunstgeschichtlichen Besonderheit. Sie wurde 1826 von Gräfin Franziska Batthyány der katholischen Pfarrkirche gespendet.
Im Garnisonsmuseum, einmalig im Burgenland und 2017 neugestaltet, wird die Geschichte der Turbakaserne, die von 1929 bis 1932 errichtet und bis 2013 vom österreichischen Bundesheer genutzt wurde, dargestellt. Des Weiteren wird die wechselvolle Geschichte der hier stationierten Heereseinheiten bzw. Truppenkörper dokumentiert.
Außerdem werden zahlreiche Objekte zur Geschichte des k. u. k. Infanterie-Regiments Nr. 83 ausgestellt. Das IR 83 ist der Traditionstruppenkörper des Jägerbataillons 19, das in Pinkafeld stationiert war.
Das neue Tuchmachermuseum, 2004 eröffnet, zeigt die Entwicklung der Pinkafelder Tuchmacher, die über Jahrhunderte das bedeutendste Gewerbe Pinkafelds bildeten, den Zusammenschluss zur Zunft und zur Genossenschaft, die Mechanisierung der Arbeit und den Wandel zur Textilindustrie anhand von Videointerviews, Schautafeln, Fotos und Filmen.
Die verschiedenen Betriebe, die in Pinkafeld angesiedelt waren, werden vorgestellt und auch die Produkte können gesehen und gefühlt werden.
Weiters werden anhand zahlreicher Maschinen und Geräte, die zum Großteil von der ehemaligen Firma Adolf Posch, Decken- und Wollwarenerzeugung stammen, die einzelnen Arbeitsvorgänge vom Waschen der Rohwolle bis zum Färben des fertigen Tuches erklärt. Eine Besonderheit ist, dass viele der Maschinen auch tatsächlich noch funktionieren. So kann man der Tochter des „letzten Tuchmachers von Pinkafeld“, bei der Arbeit am Handwebstuhl und am mechanischen Webstuhl über die Schulter schauen.
Das Museum ist ein Erlebnis für alle Sinne. Im „hands–on“ Bereich können die BesucherInnen die verschiedenen Arbeitsschritte der faszinierenden Handwerkstechnik vom Kardieren über das Spinnen und Weben bis hin zum Filzen an Modellen selbst auszuprobieren.
Im Feuerwehrmuseum, das 2016 komplett neugestaltet und erweitert wurde, wird mittels moderner Präsentationstechnik (Touchscreen-Bildschirme und Wandsegel) und anhand zahlreicher Objekte (Saug- u. Druckspritze, Dampfspritze, Motorspritzen, …) die Geschichte der ältesten Feuerwehr des Burgenlandes (gegr. 1871) dargestellt.
Neu ausgestellt sind im Museum neben diversen Geräten und Werkzeugen historische und aktuelle Einsatzbekleidungen und Helme der Feuerwehr. Moderne Wandtafeln präsentieren die Geschichte der Feuerwehr, spektakuläre Großeinsätze und verschiedenste Veranstaltungen in Bild und Text. Natürlich dürfen zahlreiche Mannschaftsfotos aus den letzten 145 Jahren nicht fehlen.