und ein Teil ihrer Geschichte

Wie kommt einer, der Germanistik studiert, dazu, ein Wirtshaus zu betreiben?

Wer sich für Illmitz und seine Geschichte und Gschichtln interessiert,
kommt an einem Mann nicht vorbei: Hans Kroiss

In seinem Buch “ Zwischen den Lacken“ schreibt er kurzweilig über alte Rezepte, Bräuche, Historisches und Anekdoten von Illmit , einem Ort mitten im Seewinkel. Jede Seite lesenswert, bringen wir hier einen Teil der Familiengeschichte und empfehlen jedem, der sich für Land und Menschen interessiert das Buch von Hans Kroiss.

Nun zur Geschichte:

Das Leben der Familie ist eng verbunden mit dem Gasthaus Zentral. Und mit den frustrierenden Jugendjahren des Johann Kroiss. Seine Antwort auf das Leben war: auswandern nach Amerika. Er verließ das Burgenland in den 1920ern und kam in seiner neuen Heimat zu einem ansehnlichen Wohlstand. Mit der Familie hatte er wenig Kontakt. Erst nach dem Tod seiner Lebenspartnerin kam die Sehnsucht nach der alten Heimat. 1955 kontaktierte er seine Schwester Paula. Er fragte nach, welches seiner Geschwister das ärmste war.

Das war eindeutig Lorenz Kroiss. Als er 1945 vom Krieg heimkehrte, musst er mit ansehen, wie Russen sein Anwesen plünderten und ihn dabei halb totschlugen. Um sich, seine Frau und seine vier Kinder zu schützen, zog er in zwei Holzbaracken am Ortsrand von Illmitz. Mühsam baute er sich eine neue Existenz auf. Ein wenig unterstütze ihn damals schon sein Bruder Johann aus Übersee.

Durch die Vertiefung des Kontaktes entstand eine neue Bindung zwischen dem Teil der Familie in Amerika und den Familienmitgliedern in der alten Heimat. Und so kam es zu einem überraschenden, lebensverändernden Ereignis. Johann Kroiss schenkte seinem Bruder Lorenz eine für damalige Verhältnisse riesige Geldsumme. Lorenz Kroiss bot auf den Kauf des Gemeindewirthauses und als man ihn fragte, wie er denn das bezahlen könne, meinte er: „Ich zahle bar!“ Seither führt die Familie das „Gasthaus Zentral“. Johann Kroiss kam 1957 zurück ins Burgenland, ließ sich in Halbthurn nieder und war häufiger Gast bei seinem Bruder im Wirtshaus.

Mit dem Gasthaus ging es steil bergauf. Die Zahl der Gäste und das Angebot der Küche nahmen stetig zu. Einen großen Beitrag leistete Franziska Kroiss, die Gattin von Lorenz. Sie konnte nicht nur exzellent kochen, sondern auch hervorragend wirtschaften.

1971 wurde der Betrieb an Lorenz Kroiss jun. und seine Frau Anna übergeben. Auch unter den neuen Betreibern war es üblich, daß die Familienmitglieder tatkräftig mithalfen. Der Geschäftserfolg war groß, Illmitz bekam regen Zustrom von Touristen und …das Gebäude war in die Jahre gekommen. Lorenz Kroiss jun entschloss sich zum Neubau. Dank hervorragender Organisation betrug die Bauzeit nur rund ein halbes Jahr. Die Geschäfte liefen hervorragend, Anna Kroiss und ihr Team konnten streckenweise den Ansturm kaum bewältigen. Tatkräftig mitgeholfen hat der jüngste Sohn – Lorenz – der den Betrieb übernehmen würde. Sein älterer Bruder Hans Kroiss hatte sich zum Studium von Germanistik und Geschichte an der Uni Wien entschlossen.

Und dann sagte das Leben mit einem Schlag: NEIN. Zu all den Plänen. Mit nur 19 Jahren verunglückte Lorenz Kroiss am Fronleichnamstag 1981 tödlich. Die Familie, die Jahrzehnte durch Fleiß und Disziplin etwas aufgebaut hatte, musste trotz des unsagbaren menschlichen Leids auch rationale Entscheidungen treffen. Es gab plötzlich keinen Nachfolger für den Betrieb.

Hans Kroiss hat 1980 geheiratet und eine Familie gegründet. Mit dem Studium hatte er eine Richtung für sein Leben vorgegeben. Wie er selbst sagt, wurden ihm Heimatliebe und Hochachtung der Familie gegenüber mitgegeben. Dies gab nach langen Abwägen den Ausschlag für die Entscheidung, nach dem Studium das Gasthaus zu übernehmen.
Nachdem er im Wirtshaus aufgewachsen war, fiel der Umstieg nach dem Fällen der endgültigen Entscheidung nicht schwer.

Seine Liebe zum Wort und der Geschichte hat er nie aufgegeben. Er lebt sie unter anderem in seinen Büchern.

 

Quellen: Brigitta Trsek inspierte vom Buch „zwischen den Lacken“/Hans Kroiss (BU&BU Verlag)
Fotos: (C) B. Trsek
Ein Beitrag gefördert vom Land Burgenland

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