Gemeindegasse – Vorhang zu

Das gab es früher – ein Kino im Ort! 

Was für eine Bereicherung für das Ortsleben das war.
In meiner Jugend gehörte meinen Tanten das Kino in Großkrut. Es umfasste 166 Sitzplätze, bei Pärchen besonders beliebt war die 16. und somit letzte Reihe, konnte man hier doch ungesehen Händchen halten.

Meine Tanten erzählten mir gerne, dass ich schon als Baby im Kinderwagen im Kino gelegen bin, wenn sie auf mich aufgepasst hat. Später, als Jugendlicher durfte ich beim Karten abreißen und beim Verkauf der Naschereien und Getränke helfen. Natürlich habe ich meinen Heimvorteil auch genutzt und mir etliche Filme angesehen. Heute komme ich leider viel zu selten in Kinos und natürlich hat keines von ihnen das Flair „unseres“ Kinos in Großkrut.

  Saalplan

Das Kino wurde 1987/88 geschlossen, das Gebäude blieb aber im Besitz unserer Familie, es weiterzuführen lohnte sich leider nicht, da mittlerweile das Fernsehen und bequemere und modernere Großraumkinos das Publikum mehr lockten. Eine Modernisierung wäre zu teuer gekommen.

Neue Beachtung für das alte Kino

2020 wurde das Kino von einem Filmteam entdeckt und im Rahmen einer Dokumentation über verschwundene Kinos im Weinviertel gefilmt. Sogar die eine oder andere alte, längst ungenießbar gewordene Nascherei lag da noch hinter den staubigen Scheiben des Tresens und eine alte Eiskarte aus dem Sommer 1984 verriet, dass ein Jolly Eis 4,50 Schilling gekostet hat.

Selbst heute noch, obwohl schon lange nicht mehr in Betrieb und ziemlich verfallen, fühlt es sich aber noch immer ein bisschen wie damals an, wenn ich das Kino betrete und das alte Verkaufspult und die alten Stuhlreihen sehe. Die Leinwand versteckt sich wie damals hinter einem goldgrünen Vorhang, und obwohl natürlich alles total verstaubt und verfallen ist, fühlt es sich für mich ein bisschen nostalgisch an, als würde das Kino nur schlafen und darauf warten, wieder in Betrieb genommen zu werden.

 

Wer von Euch liebe Leser und Leserinnen, würde es schön finden,
wenn es wieder ein Kino im Ort gäbe?
Schreibt uns doch, ob Ihr dort auch hingehen würdet und wie oft Ihr Euch das vorstellen könntet.

Herzlichen Dank an die Familie des ehemaligen Betreibers des Großkruter Kinos. Es ist ein tolles Zeitdokument mitsamt den Naschereien, die es damals gab. Die waren um Einiges einfallsreicher als heute und sehr österreichisch!

 

Es gibt auch ein Buch über die Weinviertler Kinos. Dort gibt es auch einen Beitrag dazu.

Kino – Text aus Buch:

Kino Betriebsstätte Großkrut

Vor und während des Zweiten Weltkrieges konnten die Großkruter nur sporadische Filmvorführungen im Saal des Gemeindegasthauses sehen. Im Jahr 1953 suchte Frau Maria Wunsch, Wien, um Bewilligung zur Errichtung eines Kinos mit Betriebsstätte im Schüttkasten des Karl Mayrhofer, Großkrut 13 (Parz.Nr.: 5874/4) an. Nun war dieser Schüttkasten während des Rückzuges der deutschen Armee einige Zeit als Nachschub Depot in Verwendung. Dementsprechend war auch sein Zustand. Das Gebäude musste daher renoviert und mit einem Warteraum bzw. WC-Anlagen versehen werden. Ein Raum für den Operateur fehlte ebenfalls.

Nach etlichen Einsprüchen der Anrainer und Grund Abtretungen durch die Gemeinde, konnte im Herbst 1953 mit dem Umbau begonnen werden und im Frühjahr des nächsten Jahres die erste Filmvorführung im neuen Lichtspieltheater stattfinden.
Auch dieses Bauvorhaben ist von vielen Einsprüchen und Gegenklagen während der Entstehungsphase durch die Anrainer gekennzeichnet.
Nach Rückfall an die Familie Mayrhofer konnte Tochter Hermine 1962 den Lichtspiel Betrieb übernehmen und diesen bis 1992 weiterführen.“
Wer an diesem Buch Interesse hat, kann sich an die Gemeinde Großkrut wenden.

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Erholung und Wohnen in der Natur
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Quelle: Fritz Koch; Brigitta Trsek

Fotos : (C) Brigitta Trsek

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