Altstadt 16

Mit Mut und Witz – eine Kriegsgeschichte

 

 

Der Vater von Alois Taferner sen. war als Kind gestürzt und hatte seither zwei kaputte Finger. Dadurch war er zur GVH – Garnisonsverwendung Heimat eingeteilt. Dass bedeutete, daß er nicht als Soldat zum Kampf eingesetzt wurde.

Gegen Kriegsende – zum sogenannten Volkssturm – wurde er in Gattendorf zur Überwachung des Leithaüberganges eingesetzt.

Die Truppe bestand aus lauter Männern um 35 bis 40 Jahren – die eiserne Reserve. Der Hauptmann war ein radikaler Nationalsozialist, der schikaniert, wo er nur konnte. Marschieren, Deckung suchen, Lieder singen bei Regen,….wie man es aus manchem amerikanischen Film kennt.

Es gab auch konkrete Anordnungen, was man zu tun hatte, „wenn der Feind kommt“: alles muss vernichtet werden, Brunnen müssen vergiftet und Häuser abgebrannt werden.

Die Soldaten haben sich untereinander Mut zugesprochen und natürlich ausgetauscht. Als Taferner zu einem Kameraden gesagt hat: „ Es wird doch nachher weitergehen, wenn die Russen kommen?“, wurde er sofort zum Rapport zitiert.

Da hieß es: Revolver auf den Tisch – „Sie sind ein Aufwiegler und ich habe das Recht Sie sofort zu erschießen“. So der Kommandant. Widerrede, Zweifel wurden geahndet.

Aber Taferner war Bauer und kein ängstlicher Mann: “ Sie sind streng zu uns. Aber bedenken Sie – wenn Sie mich erschießen, dann stehen die Dreschmaschinen daheim bei uns still. Wir essen hier die Erdäpfel mit Schale um halbwegs satt zu werden und Sie wollen zulassen, dass daheim die Mäuse das Droat essen? Ich sollte eigentlich daheim 10 Maschinen in Fahrt bringen, damit unsere Leute was zu essen haben.“

Diese Bemerkung zeigte Wirkung. Es wurden 3 Bauern aus der Kompanie freigestellt für die Ernte PLUS Bewachern, dass auch wirklich geerntet wurde und nichts auf die Seite gebracht werden konnte. Nach 14 Tagen kamen die Soldaten mit einem Pferdeschlitten voll Essen zurück.

Der kommende Winter war sehr streng. Bei der Leitha Brücke haben sich die Wachsoldaten ein Iglu aus Schnee gebaut um die Kälte halbwegs lebendig zu überstehen. Bei jedem Dienst hieß es „Schlaf nicht ein! Du wirst kontrolliert!“ Was der  Befehlshaber auch tatsächlich tat.

Taferner war nicht nur nicht ängstlich – er war sogar mutig und vorwitzig. Der ewigen Quälerei leid, hatte er sich für einen seiner Dienste etwas ausgedacht. Als der Kommandant wieder einmal kontrollieren kam, ließ er ihn herankommen und rief:“ LOSUNGSWORT! Oder ich schieße!“. Obwohl er den Kommandanten erkannt hatte.

„Taferner – ich bins! Nicht schießen!“ war es von dem plötzlich ängstlich vom Vorgesetzten zu hören.

Ab da war es mit strengem Regime vorbei und beim ersten Sturm der Russen war der Kommandant weg.

 

 

 

Quelle: Brigitta Trsek nach einer Erzählung von Alois Taferner sen.
Fotos: pixbay

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