„Nanny“ für Tiere
ein Beruf ohne Zukunft
Jeder Bauer hatte früher Hühner, Kühe, Schweine, Gänse und Pferde. Manche auch Hasen und die ärmeren Ziegen.
Ab Ende April – genauer gesagt dem „Georgi -Tag“ – bis Ende Oktober wurden die glücklichen Tiere von damals auf Weiden getrieben. Diese Arbeit übernahm der Berufstand des Halters. Diese kleschten in der Früh durch den Ort und die Bauern trieben das Vieh auf die Straße.
Die „Kleschn“ (Peitsche) war dabei das Zeichen der Standeswürde für jeden Halter. Speziell gefertigt hatte sie an ihrem Ende ein Bastgeflecht, dass das laute Klesch = Schnalzen verursachte.
Unterstützung bei der Wanderung mit der Herde fand der Halter bei seiner Frau und seinen Kindern. Diese Tatsache war Grund für ständige Konflikte zwischen Lehrern und Halter. Da die Unterstützung der Kinder dringend nötig war, um den Aufgaben nachkommen zu können, war der Schulbesuch und die HAUSaufgaben der Halterkinder überschaubar.
Abends ging die Prozession wieder zurück.
Was gab es nun für diesen Allwetterjob an Lohn? Angestellt von der Gemeinde wurde der Halterfamilie eine Wohnung im alten Gemeindehaus zur Verfügung gestellt. Jeden Samstag wurde für jedes ausgetriebene Tier etwas Wochenlohn ausbezahlt…..wenn man es denn Lohn nennen kann. In den 30er Jahren waren das 10 !! Groschen!! pro Woche. Plus ein!! Laib Brot und ein Liter Milch pro Kuh im Jahr!! Üppig ist anders.
Wenn der Halter auch als Stierwärter tätig war, erhielt er für jede Kuh, die er dem Stier zubrachte eine Flasche Wein. Das ist recht nett für den Halter persönlich. Nur hatten die Halter meist viele Kinder und benötigte immer einen Zusatzverdienst. Und so tauschte man selbstgemachte Peitschenstiele gegen Most, kleschte an Heilig Abend zur Mette und zur Auferstehung an Ostern. Dafür bekam er einen Löffel Schmalz, etwas Naturalien und mit Glück auch ein wenig Geld.
Am Einträglichsten was der Ostersonntag. Da ging er kleschend durchs Dorf, während seine Familie links und rechts in den Häusern Brot, Bier, Würste und ein paar Münzen einsammelten.
Falls Sie, werter Leser von der Jobbeschreibung begeistert sind: leider wurde der Beruf des Halters Anfang der sechziger Jahre eingestellt.