Geschichten aus der Schnapsbude

Hier ein „Geschäftsmodell“:-)

Frauenkirchen ist mit seiner Basilika „Maria auf der Heide“ seit 300 Jahren ein bekannter Wallfahrtsort mit tausenden WallfahrerInnen pro Jahr.
Dementsprechend hat die Wallfahrt auch für die Frauenkirchner einen entsprechenden Stellenwert, mit jährlicher Fußwallfahrt nach Mariazell, der Männerwallfahrt und einiges mehr.
So wurde in den 60er Jahren auch eine Buswallfahrt nach Lourdes organisiert. Eine Reise die sich weder zeitlich noch finanziell nicht jeder leisten konnte.

Dies wurde natürlich auch in der Schnapsbude von einigen Frauenkirchner „Originalen“ diskutiert.
Der „mit allen Wassern gewaschene“ Jurschi P. hatte nie zeitliche, jedoch ständig finanzielle Probleme aber große Lust mitzufahren. Als umtriebiger Geselle wusste er aber auch, dass das Lourdwasser besonders bei älteren Witwen und fleißigen Kirchengeherinnen sehr begehrt war. Also machte er ein paar Hausbesuche und rasch sprach es sich herum, dass Jurschi extra wegen ihnen, die beschwerliche lange Reise auf sich nehmen würde, um allen eine Flasche Lourdeswasser mitzubringen.

Von zahlreichen Damen wurde zusammengesteuert um den Jurschi um das kostbare Nass, dass bei so vielen Krankheiten und Beschwerden Linderung versprach, nach Lourdes zu schicken. Voll Freude stiege er mit einem großen leeren Kanister in den Bus, genoss die Reise, ließ es sich gut gehen, trank so manches gute Achterl Wein. Schlussendlich kam es zum Höhepunkt der anstrengenden Wallfahrt und er besuchte die berühmte Lourdesgrotte. Da er an diesem Tag aber, aufgrund der Hitze bereits einige „Spritzer Weißwein“ trinken musste, vergaß er den Kanister an der Lourdesquelle zu füllen.

Es kann aber auch sein, dass er sich nicht die Mühe machen wollte, den schweren vollen Kanister aus der Grotte zum Bus zu schleppen, wo doch das „heilige Wasser“ aus der Lourdesgrotte von gewöhnlichem Leitungswasser optisch nicht zu unterscheiden ist.
Gut gelaunt trat er die Heimreise an. Trank mit seinen Wallfahrerfreunden so manche Flasche Wein und döste schließlich im Bus zufrieden ein. Plötzlich weckte ihn unsanft sein Sitznachbar und sagte:“Jurschi wach auf , wir sind schon fast daheim in Frauenkirchen, da vorne ist schon die Ortstafel von Mönchhof!“

„Um Himmels willen“, dachte Jurschi, „ die Damen warten alle auf das Lourdeswasser!

Er schnappte den Kanister, überredete des Buschauffeur beim Wirtshaus in Mönchhof unbedingt anzuhalten, weil er dringendst aus Klo müsse.
Im Handwaschbecken füllte er seinen großen Kanister mit Leitungswasser und sprang damit, mehrfach erleichtert, in den Autobus. Dort murrten schon die bereits ungeduldig gewordenen WallfahrerInnen und der schon ein bisschen grantige Buschauffeur.
Am Kirchenplatz warteten schon die zahlreichen Angehörigen der WallfahrerInnen, aber auch viele Frauenkirchnerinnen mit mitgebrachten Flaschen, um sich von Jurschi´s großen schweren Kanister ihren Anteil abzufüllen.
Sie bedankten sich bei Jurschi, dass er sich ihretwegen solche Mühe und Wasserschlepperei auf sich genommen hatte.
Angeblich wurde Jurschi danach von so mancher Witwe aus Dankbarkeit, weil das Wasser gegen ihr Rheuma, die Gicht oder das Sodbrennen so wundersam geholfen hatte auf einen Schnaps eingeladen.

Wie uns die Franziskaner in der Basilika immer sagen:
„Allein durch den Glauben kann einem geholfen werden“

Mündlich überlieferte Geschichte aus Frauenkirchen, festgehalten von Josef Ziniel

 

 

Quellen: Gemeinde Frauenkirchen
Fotos: (C) Gemeinde Frauenkirchen, pixabay
Ein Beitrag gefördert vom Land Burgenland

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