irgendwo im Ort

Eine verhinderte Liebesgeschichte

 

Anna hatte einen Verlobten. In der Zwischenkriegszeit waren die Menschen sehr arm. “ 9 Bauern, ein Schaf. der zehnte hat einen Widder, der stößt alle nieder“ war ein gängiger Spruch. Viele Burgenländer – auch aus Sieggraben – gingen nach Amerika. Auch Anna wollte über den Teich, ihre älteste Schwester war schon 1938 nach Amerika gegangen.

Mit ihre Verlobten traf sie die Vereinbarung, dass sie arbeiten und sparen würde. Sobald sie das Geld für eine Schiffskarte beisammen hatte, wollte sie es schicken und er sollte nachkommen. Sie schrieb Brief um Brief aus ihrer neuen Heimat, schickte das Geld für die Schiffskarte. Es kam jedoch nie eine Antwort.

Der Daheimgebliebene wohnte mit seinen Schwestern und wartete verzweifelt auf Nachricht.
Nach Jahren des Hoffens und Wartens kam Anna zu dem Entschluss, dass ihre Verlobter wohl in der Zwischenzeit eine andere Liebe gefunden haben musste.
So lernte auch sie jemanden kennen, heiratete und bekam 3 Söhne. Ihr Mann verstarb leider sehr jung.

1958 konnte sie nach 20 Jahren endlich wieder einmal ihre alte Heimat besuchen. Dort hatte kurz vor ihrer Ankunft ihre ehemaliger Freund geheiratet, nachdem er all die Jahre auf Nachricht von ihr gewartet hatte. Letztendlich fand auch er eine neue Liebe.

Wie es so ist in einem eher kleineren Ort üblich ist, wusste alle um die Liebesgeschichte Bescheid. Einige Bewohner arrangierten ein Treffen des ehemaligen Paares und da wurde alles offen gelegt.

Wie entsetzt und geschockt das ehemalige Paar wohl war.

Es stellte sich heraus, dass die Schwestern von Annas ehemalige Verlobten alle Briefe unterschlagen und vernichtet hatten. „So ane ohne Geld kimmt uns ned ins Haus.“ war ihre Entschluss. Mit ihrem Eingriff haben sie Schicksal für zwei Menschen „gespielt“ und viel Leid über beide gebracht.

 

 

Quelle: Brigitta Trsek inspiriert nach einer Erzählung von Theresia Bauer
Fotos : Pixabay
Ein Beitrag gefördert vom Land Burgenland

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