Altstadt 16

Wie man einen Russen beeindruckt

Nach dem Krieg war Bruck in russischer Besatzung. Um großen Plünderungen und Schändungen vorzubeugen, hatte ein Brucker Bürger, der russisch konnte, die Vermittlung übernommen.

Mit allen Bauern abgesprochen, wurde ein Liefermodus an Essen für die Russen errichtet. Jeden Tag war ein anderer Bauer mit Abgabe von Eier, Fleisch, Schmalz, etc. an der Reihe. Das System hatte guten Erfolg. Auch die Familie Taferner hatte einen Bauernhof und so wurde eines Tages der Sohn Alois beauftragt, Milch an die Kommandantur zu liefern.

Nicht wissend, was ihn erwartet, war der damals ca. Elfjährige sehr aufgeregt und es war ihm doch mulmig zu Mute.

Angekommen mit seiner Milch wurde ihm befohlen die Milch vorzukosten. Dann durfte er wieder gehen.

Und so kam er im Zuge der Lieferkette immer wieder zu den Russen. Seine Bedenken waren mit der Zeit verschwunden und es wurde Normalität. Außer, dass man vorkosten musste, waren die Russen sehr nett zu ihm.

 

Bis eines Tages

der Kommandant ihn aufforderte, ins Hinterzimmer zu kommen. Da bekam es Alois doch mit der Angst zu tun. Der Kommandant öffnete eine zweite Türe und winkte ihn zu sich. Mit eingezogenem Kopf gehorchte er.

Hinter der Türe waren unzählige Radioapparate! Der Russe redete und redete und fuchtelte mit den Händen. Was er sagen wollte, konnte der Bub nicht verstehen, aber erahnen. Er wurde aufgefordert sich einen „Apparta“ auszusuchen. Das Selbstbewusstsein schnell wiedererlangt, dachte er sich: „Dann schon den Größten!“

Als schleppte er dieses sehr rare Teil nach Hause. Dort angekommen wollten es die Eltern erst nicht glauben, dass es ein Geschenk der Russen war!

Und – das Gerät war nicht umsonst so groß! Es hatte auch einen Plattenspieler.

Aber

Es gab zwar einige Schellacks im Haus. Jedoch – der Plattenspieler hatte keine Nadel zum Abspielen. Also packte der Alois 5 Eier ein und tauschte sie beim Elektrogeschäft gegen 3 Plattennadeln.

So geht Zusammen!

 

 

 

Quelle: Brigitta Trsek nach einer Erzählung von Alois Taferner sen.

Fotos: pixabay

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